Für knapp ein Dutzend 03Nuller*Innen hieß es Freitagnacht den Wochenendalkoholkonsum vorerst zu drosseln, sich warm anzuziehen und auf den Weg nach Aachen zu machen. In Babelsberg angekommen, wurde mit dem Rest des reisewütigen Nordkurvenmobs der Bus geentert und der Partydampfer dampfte ab gen Westen.
Die Hinfahrt verlief ruhig und beschaulich. Für große Augen sorgte ein mit Dortmundfahnen beflaggter Smart, dessen Fahrer beim Verlassen seines Vehikels ein leeres Bier wegwarf und sich ein neues aufmachte – Derbytime im Pott. Wir fuhren weiter, die Temperaturen stiegen kontinuierlich bis auf 14 Grad in Aachen und 2 Stunden vor Spielbeginn erreichten wir die Stadt an der holländisch-belgischen Grenze.
Wohl auch viel zu früh für die ortsansässige Polizei – jedenfalls kurvte der Bus eine halbe Stunde ums Stadion auf der Suche nach dem Gästeeingang ohne die sonst übliche Polizeibegleitung – ein Umstand der im Bus der Partylaune keinen Abriss tat. Als dann der Gästeeingang gefunden, der Bus geparkt, das offene Bier geleert und sich auf den Weg zu den Kassen gemacht wurde, trauten viele 03er*Innen ihren Augen nicht: 14 Euro für Stehplatzkarten ( Ermäßigt 12 Euro) sind ja wohl die Frechheit schlechthin. Wir wollten ja schließlich Fußball schauen und nicht den Tivoli kaufen. Nach ca. einer Stunde des Wartens vor den Kassen kam dann die Info, dass die Karten nun doch nur noch einen 10er kosten und die Differenz von unserem Verein übernommen wird, eine wirklich schöne Geste – von unseren Offiziellen!
Zwischenzeitlich versuchte ein Teil des Alemannenanhangs bei uns vorbeizuschauen und „guten Tag“ zu sagen, was trotz der schwach vertretenen Polizei nicht gelang. Auf den Rückweg griffen die “ stolzen Alemannen“ dann noch ein paar 03er*Innen aus den westlichen Bundesländern an, wobei ein 14- und ein 16- jähriger verletzt wurden – alles Gute von unserer Seite an die Verletzten! Tja und die Polizei war ja auch mit anderen Sachen beschäftig t- zum Beispiel unter Zuhilfenahme des örtlichen Orderanhangs handfeste Diskussionen im Gästeeingang um das Mitführen von Fahnen und Doppelhalter zu führen.
Das Spiel gestaltete sich dann so, wie es sich mit einem Blick auf die Tabelle erwarten ließ: Not gegen Elend, wobei das Elend, mit einem Quäntchen mehr Glück in Form eines wunderbaren Freistoßtors in der 86 Minute, das Spiel nach zwei Eigentoren für beide Mannschaften drehte und die drei Punkte somit nach Babelsberg holte.
Noch schlechter als die Mannschaften war hingegen die Stimmung bei den Heimfans und deren organisierten „Fananhang“. Die Sitzplatzbereiche waren zu 5-10 % ausgelastet und auf der Hintertortribüne war die Karlsbande nur ab und an durch Schmähgesänge zu vernehmen – vom mannschaftsbezogen Support war jedenfalls nix zu hören/sehen. Ein Umstand den allerdings die KBU laut Ihrer Postille „Banderole“ eher den NullDreiern unterstellte.
Auf unseren Gästerängen hingegen gab es fast durchgängig Support der ca. 150 Nulldrei*Innen. Mit T-Shirts wurde nochmals auf das Naziproblem rund um die Karlsbande aufmerksam gemacht, laut und energisch die Mannschaft unterstützt, was in frenetischen Jubel mit den Schlusspfiff gipfelte.
Die Rückfahrt wurde in dem bis dato nicht bekannten Ort Düren aufgrund einer Polizeikontrolle u.a. wg. Falschparkens des Busses bei der Voküpause für knapp über eine Stunde unterbrochen. Der Partydampfer dampfte dann weiter Richtung Babelsberg. Auf den Weg dorthin traff man dann noch den Mannschaftsbus inklusive Mannschaft an einem Rastplatz- es wurde noch kurz ein bisschen der Auswärtssieg gefeiert, eh sich die Mannschaft weitermachte und wir noch mit 3 Schalker fraternisierten, die sich ebenfalls auf den Rastplatz befanden. Die Musikauswahl auf der Rückfahrt muss nochmal ausdrücklich gelobt werden, war doch schlichtweg für jede*n was dabei. Gegen Zwei Uhr trafen wir dann in Babelsberg ein und fuhren mit der S-Bahn nach Berlin.
Anzumerken bleibt noch, dass nach dem Spiel in Aachen die dortigen Ultras/Hools das dortige AZ angriffen- beste Grüße deshalb an das AZ in Aachen. Bei Schreiben dieses Artikel und der damit verbunden Recherche in u.a.“ der Banderole“ (Fanzine Karlsbande) gab es unter in einem Spielbericht zum Aachen-Münsterspiel folgenden einleitenden Satz:“Zu diesem Judenklub fällt einem mittlerweile nichts mehr ein“. Unpolitisch ist in Aachen mal wieder ein weiterer Beleg für rechtsoffen bis klar Rechts. Alemannia Aachen- das Chemnitz Westdeutschlands.
Das Spiel war am 9. März 2013